Wir als Hundehalter sind der Meinung, dass unser Hund, wenn wir einen Ball werfen, diesen doch zurückbringen sollte oder ihm wenigstens hinterherrennen müsste. Doch wie kommen wir zu dieser Ansicht und muss das wirklich so sein? Beim Gassi gehen oder in der Werbung sehen wir immer wieder Hunde die ihrem Herrchen oder Frauchen freudestrahlend den Ball zurückbringen, den dieser bzw. diese eben gerade geworfen hat. Fragt man Hundebesitzer wie sie mit ihrem Hund spielen, bekommt man meist die Antwort „mit dem Ball, einem Stöckchen oder irgendeinem anderen Spielzeug“.
Wir Menschen setzen Spielen mit dem Hund oft gleich mit etwas bringen. Aber nun gibt es genügend Hunde, die von diesem „Spiel“ überhaupt nichts halten. Sie hechten weder dem Ball hinterher, noch denken sie auch nur im Traum daran diesen ihrem Herrchen zurückzubringen – und das ist auch ganz normal.
Apportieren
Betrachten wir das Apportieren – so nennt man das gezielte werfen und zurückbringen eines Gegenstandes (genaue Definition hier) – aus Hundesicht. Als Menschen nehmen wir einen Gegenstand, den wir für geeignet für unseren Hund halten, meistens ein Ball oder Stöckchen und werfen diesen weg. Unsere Hunde nehmen dieses Wegwerfen sehr genau wahr und denken sich dabei: „Herrchen braucht die Beute wohl nicht mehr“. Hunde sehen diesen Gegenstand als Beute an. Einer der seine Beute freigibt, braucht sie nicht mehr – sie steht damit dem anderen zur Verfügung. Nun liegt es am Hund ob er diese Beute für sich als interessant, spannend und wichtig genug ansieht um zu dieser hinzulaufen. Viele Hunde rennen erst einmal dem geworfenen Gegenstand hinterher, stellen dann fest, dass ein Ball oder Stöckchen nichts Lebensnotwendiges ist und lassen es dann liegen. Einige schnappen sich das Dinge und rennen eine große Runde hüpfend um uns herum und andere gehen noch nicht einmal schauen. Die unterschiedlichen Reaktionen liegen an der Bedeutung der Beute für den Hund. Ein smarter Hund rennt keinem Stöckchen hinterher, den die liegen zu Unmengen überall im Wald rum, man kann sie nicht fressen, noch machen sie sonst irgendeinen Sinn. Der Gedanke den geworfenen Gegenstand einfach so zum Menschen zurückzubringen, ist aus Hundesicht vollkommen unlogisch. Wenn einer seine Beute nicht mehr braucht und sie liegenlässt, dann bringt man sie ihm doch nicht zurück, sondern schnappt sie sich selbst oder lässt sie einfach da, wo sie ist. Im Übrigen haben Sie schon mal einen Wolf seine Beute wegschmeißen sehen? – Nein, ich auch nicht. Das Werfen alleine ist für unsere Hunde schon ein völlig unsinniges Verhalten.
Balljunkies
Nun denken Sie sich wahrscheinlich, aber es gibt doch all diese „Balljunkies“, denen man hundertmal den Ball werfen kann und sie bringen ihn immer ganz motiviert zurück. Ja Sie haben Recht, die gibt es wirklich und man musste ihnen das Zurückbringen oft auch nicht großartig beibringen. Aber schauen wir uns mal an, was das meisten für Rassen sind, die so Ball-affin sind. Sehr häufig trifft man dabei den Labrador, den Goldenretriever oder den Bordercollie an. Das Labradore und (Golden)Retriever so toll apportieren, ist ihnen genetisch in die Wiege gelegt worden. Denn sie wurden als Jagdhunde gezüchtet um dem Jäger die geschossenen Enten aus dem See zu holen und zurückzubringen. Ein Jäger wollte sich schließlich keine nassen Füße holen. Die Rassenbezeichnung Retriever, stammt aus dem Englischen von [to retrieve] = abholen, bringen. Sie sind also die geborenen Apportierhunde. Mit ihnen nicht zu apportieren, käme einer seelischen und körperlichen Vergewaltigung gleich. Bordercollies gehören zur Rassegruppe der Hütehunde und wurden für die Zusammenarbeit mit dem Menschen gezüchtet, sie sind leicht für Aufgaben zu begeistern und immer motiviert etwas mit ihrem Menschen gemeinsam zu tun.
Apportieren in kleinen Trainingsschritten
Hat man nun keinen geborenen Apportierhund als Begleiter, muss man seinem Hund das Apportieren in kleinen Trainingsschritten beibringen, so wie man uns als Kindern das Schreiben gelernt hat. Fast jeder Hund, ich sage bewusst ‚fast‘, kann das Apportieren lernen, man muss im Training nur die individuellen Bedürfnisse und Veranlagungen des jeweiligen Hundes beachten. Ach ja, für alle die jetzt sagen, wenn immer ich etwas werfe, schnappt es sich der Hund und ich bekomme es nicht zurück – es gibt Schleppleinen und Geschirre – für den Übergang.