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Mrz 6, 2018
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Das Gehör eines Hundes – Bertiegeschichte

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Das Gras wachsen hören – Sinnesleistungen Teil 3

Pst! Hört Ihr das?

Ich hör da doch was. Da! Da war’s ganz deutlich! Ach, nein. Ihr könnt das ja gar nicht hören – Ihr habt ja nur zwei Beine. Und deshalb seid Ihr ja so gut wie taub. Tut mir leid, dass ich nicht daran gedacht habe.

So fühlen sich tagtäglich über 5 Millionen Hunde in Deutschland, die sich darüber wundern, warum ihr Mensch sie so verwundert anguckt, weil er mal wieder – im wahrsten Sinne des Wortes – nicht hinhören kann. Nicht das hören kann, was wir hören.

Meiner zum Beispiel ist so taub, dass er noch nicht einmal das Gras wachsen hört! Wir Hunde wundern uns darüber jeden Tag, jede Stunde, jede Minute, genau so, wie Ihr Menschen euch über uns wundert.

bertieUnser Gehör ist aber auch sowas von gut ausgestattet, da könntet Ihr euch ruhig mal ’ne Scheibe von abschneiden: Unsere Ohren verfügen über ein äußerst kompliziertes System von Knorpeln, Falten und Muskeln. Aus all diesen Teilen ließen sich mindestens fünf Paar Menschenohren bauen und da wären immer noch einige Teile übrig, die im Bauplan eines Menschenohres einfach nicht vorgesehen sind. Wir brauchen diese Teile aber ganz dringend, um z.B. unser ausgeprägtes Richtungshören realisieren zu können. Dabei kommt uns zu Gute, dass wir unsere Ohren vollkommen unabhängig von einander benutzen können. Eben dieses äußerst komplizierte System ermöglicht es uns, jedes einzelne Ohr so einzustellen, dass wir innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde den Ursprung eines Geräusches haargenau erkennen können. Im Notfall brauchen wir sogar nur ein Ohr, um die Richtung eines Geräusches bis auf ein Grad genau zu orten. Selbst wenn Ihr Menschen richtig gut drauf seid, schafft Ihr mit beiden Ohren in der Regel gerade mal 10 Grad. Oder um es mal so zu sagen, dass Ihr es auch versteht: Kommt ein Geräusch aus 100 Metern Entfernung vertut Ihr euch gerne mal um schlappe 17 Meter, während wir es auf knapp 2 Meter genau lokalisieren können. Bei einem Elefanten mag das ja nicht ganz so schlimm sein, aber versucht so mal eine Maus zu finden.

Jedoch spielt das eigentlich auch gar keine Rolle. Ihr seid ja noch nicht einmal in der Lage die Maus überhaupt zu hören. Denn euer Hörvermögen ist, gelinde gesagt, schlichtweg ein Witz! Unseres ist, im Hinblick auf die nötige Lautstärke eines Geräusches, mehr als viermal so gut, wie das eure. Ein leises Rascheln, das wir auf 40 Meter Entfernung wahrnehmen, entdeckt Ihr erst dann, wenn es auf 10 Meter heran gekommen ist. Dazu kommt noch, dass das Frequenzband, in dem Ihr Töne wahrnehmen könnt, gerade mal bis 20.000 Hertz reicht, während selbst das meiner größeren Kollegen bis über 60.000 Hertz hinaus reicht. Ich selbst kann überdies Töne von fast 100.000 Hertz hören. Das liegt daran, dass bei uns Hunden die kleineren Rassen in der Regel sehr viel höhere Töne hören können, als z.B. ein Neufundländer, was wahrscheinlich auf die extrem kleinen und somit leichteren Knöchelchen in meinem Ohr zurück zu führen ist.

Sei’s drum, alles halb so wild. Außer dass mir der Rex so leid tut. Der Rex ist einer von meinen Kumpels von der Wiese. Er ist ein stattlicher Kerl von einem deutschen Schäferhund und er hört verdammt gut. Aber das scheint sein Mensch leider nicht zu wissen. Sonst würde er ihn wohl nicht immer so anschreien. Meiner Güte, stellt euch vor, der Rex steht direkt neben seinem Menschen. Und der schreit den armen Rex so laut an, dass ich mir in 20 Metern Entfernung noch um mein Trommelfell Sorgen mache. Unfassbar! Ich hab den Rex mal darauf angesprochen, ob er vielleicht etwas schwerhörig wäre. „Nicht, dass ich wüßte,“ sagte der, „aber Meiner sollte vielleicht mal zum Ohrenarzt gehen. Vielleicht braucht er mich dann nicht mehr so anzuschreien.“

Ich glaube aber nicht, dass Rexis Mensch ein Problem mit den Ohren hat. Ich denke da eher an einen Mangel an Intelligenz.

Euer Bertie

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© Hundeschule WIR2 |  Autor: Ralf Lindner | Vervielfältigung nur zum privaten Gebrauch | Veröffentlichung in jeglicher Form nur nach schriftlicher Genehmigung | Mehr zu „Bertie“ findet Ihr auf www.bertie-der-terrier.de und www.hundeschule-wir2.de


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