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Mrz 6, 2018
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Die Augen eines Hundes – Bertiegeschichte

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Was Hunde sehen und was nicht – Sinnesleistungen Teil 2

Ein freundliches Hallo an alle Ostereiersucher,

und vielen Dank für die vielen Anregungen. Da wäre zunächst die email von Maja, die mir schrieb, dass ich euch unbedingt erzählen müsse, dass wir Hunde niemals „Rot“ sehen, weil wir diese Farbe nämlich nicht wahrnehmen können. Maja hat da ganz recht, wir Hunde werden niemals rot sehen können. Ein bisschen verwundert hat mich die Karte von Max, einem 5 Jahre alten Boxer. Er ließ mir durch sein „Frauchen Melanie“ ausrichten, dass wir Hunde die bunten Eier nicht so gut sehen können, weil wir ja nun mal nur schwarz-weiß sehen könnten. Häh? Max, falls das bei Dir wirklich der Fall sein sollte, musst Du unbedingt einen auf Augenheilkunde spezialisierten Tierarzt aufsuchen. Ich hoffe aber für Dich und Dein Augenlicht, dass Deine Melanie mir geschrieben hat, ohne Dich vorher um Rat zu fragen.

Hunde können Farben sehen

bertieWir Hunde können nämlich sehr wohl Farben erkennen. Allerdings nicht so gut wie die Menschen. Unser Farbspektrum ist ein wenig begrenzt und wir nehmen alle Farben sehr viel heller, also blasser wahr. Wie Maja schon feststellte, können wir Hunde die Farbe Rot nicht als solche wahrnehmen. Für uns macht es keinen Unterschied, ob ein Ei rot oder gelb gefärbt ist, wir sehen beide Eier im nahezu gleichen Gelb, dass Rote evtl. – wenn es nämlich tief dunkelrot ist – mit einem ganz leichten Stich ins Orange. Aber es kommt sogar noch schlimmer, wenn das Ei grün oder türkis gefärbt ist. Diese Farben erscheinen uns in verschiedenen, jeweils durch Ihre Helligkeit abgestuften, Grautönen, wohingegen wir ein tiefblaues Ei ähnlich gut

erkennen können, wie Ihr. Die meisten Wiesen sind für uns also ebenfalls grau, bei starkem Licht sogar fast weiss wie der Schnee, meistens aber eher Grau mit einem Stich ins Gelbe. Ein rotes oder gelbes Ei auf der Wiese, würden wir also, genau so wie Meiner, gerne mal übersehen, wenn wir unsere Nase ausgeschaltet ließen. Der alte Ben hat mir das so erklärt: Hunde haben im Gegensatz zum Menschen sehr viel weniger Farbrezeptoren, die man übrigens Zapfen nennt. Außerdem verfügen wir nur über zwei Typen dieser Zapfen, während der Mensch drei Typen besitzt. Mann, da können die Menschen doch tatsächlich mal etwas besser als wir, das hätte ich aber nicht gedacht.

„Ja,“ sagte der alte Ben, so wie es nur ein alter, erfahrener Neufundländer sagen kann, „aber auf Ihre Farben brauchen sich die Zweibeinigen nun wirklich nichts einzubilden. Die erkaufen sie sich nämlich mit einer Nachtblindheit, von der selbst ich Albträume bekommen würde.“

Dazu müsst Ihr wissen, dass der alte Ben nicht mehr so besonders gut sehen kann, weil seine Linsen schon recht trüb sind. Aber er hat mir versichert, dass er euch Menschen im Kontrastsehen immer noch haushoch überlegen ist. Die uns fehlenden Zapfen machen wir nämlich durch eine sehr viel höhere Anzahl von Stäbchen wett. Diese Stäbchen sind für die Lichtempfindlichkeit des Auges verantwortlich und somit auch für unser gutes Kontrast- bzw. Bewegungssehen.

Ein knallbunter Ball, der einfach auf einer Wiese herumliegt, fällt unserem Auge nicht auf. Aber wehe der Ball erhält durch einen unvorsichtigen Menschen einen Tritt und bewegt sich. Das sehen wir sofort – auch über riesige Entfernungen und auch bei sehr schlechtem Licht. Denn der Ball weist eine andere Helligkeit auf, als die Wiese. Solange er liegt, fällt das nicht besonders auf. Aber wenn er sich bewegt, dann wandert, bzw. rennt dieser Punkt über die Wiese und wird von unserem Auge sofort wahrgenommen.

Hunde haben ein anderes Sehfeld

„Ha, ich wusste doch, dass wir besser sehen können!“ rief ich und wollte mich eigentlich schon von meinem weisen Freund verabschieden, aber was dann kam, holte mich sehr schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. „Naja, so pauschal kann man das nicht sagen mein kleiner Freund.“ meinte Ben und erklärte mir, dass es noch sehr viel mehr Unterschiede zwischen Menschenaugen und Hundeaugen gibt. Das Sehfeld wäre bei euch Menschen nämlich ganz anders als bei uns Hunden. „Stell Dir vor die Zweibeinigen können doch tatsächlich ganz gut sehen, was über Ihnen passiert, ohne den Kopf großartig heben zu müssen. Und selbst wenn sie ihn heben müssen, brauchen sie sich zumindest nicht hinzusetzen um besser nach oben schauen zu können. Wir Hunde müssen das aber, wie Du ja sicherlich weist.“ „Echt?“ fragte ich ungläubig. „Ja, so ist das. Sie können aber auch  zwischen Ihre Füße gucken!“ brummte er. Ich war erschüttert. „Und der Bereich, den Sie mit beiden Augen sehen können ist viel größer als bei uns. Das hilft Ihnen die Position von Dingen, mittels Ihrer Augen sehr viel genauer auszumachen, als unsereins das könnte – wenn wir unsere anderen Sinnesleistungen dabei mal außer Acht lassen“

Ihr könnt euch vorstellen, dass mein kleines Terrier-Weltbild ordentlich ins Wanken geriet, als der alte Ben mir eure scheinbare Überlegenheit klar machte. Aber dann hat er mir, quasie als Aufmunterung, noch verraten, dass – und da könnte ich mich ja noch stundenlang drüber amüsieren – dass Ihr nämlich nur noch so gerade eben sehen könnt was neben eurem Kopf passiert. Meiner Güte, wie kann man denn durch die Welt laufen, ohne zu wissen, was hinter einem los ist? Ihr müsst ein Urvertrauen in eure Umwelt haben! Wenn ich mir das nur vorstelle, ach, das will ich mir glaube ich gar nicht vorstellen! Ein Wunder, dass Ihr nicht verrückt werdet vor lauter Angst. Vor allem, wenn man weiß, wie schlecht Ihr hören könnt. Aber das ist ein anderes Thema und zum Glück habt Ihr ja uns Hunde.

Euer Bertie

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© Hundeschule WIR2 |  Autor: Ralf Lindner | Vervielfältigung nur zum privaten Gebrauch | Veröffentlichung in jeglicher Form nur nach schriftlicher Genehmigung | Mehr zu „Bertie“ findet Ihr auf www.bertie-der-terrier.de und www.hundeschule-wir2.de


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