Viele Hundebesitzer sehen sich häufig mit Aggressionsproblemen ihres Hundes konfrontiert. Aggression kann auf vielfältige Weise entstehen und ist immer individuell zu sehen und zu trainieren. Häufig ist aber leider das Gegenteil der Fall. „Der ist halt aggressiv“. Dann wird mit Schema “F“ an das Training herangegangen, oftmals ohne genaue Anamnese des Hundes und seines Verhaltens.
Mögliche Ursachen können unter anderem schlechte Lernerfahrungen, ein unpassendes Umfeld und nicht tierschutzgerechte Haltungsbedingungen sein. Leider wird aber nur allzu oft (noch beim Hund) übersehen, dass aggressives Verhalten durchaus schmerzmotiviert sein kann. Bei näherer Betrachtung eigentlich sehr logisch. Stellen Sie sich vor, sie haben Rückenschmerzen, jede Bewegung ist unangenehm und bereitet ihnen Mühe. Infolge dessen leiden Sie immer häufiger an Kopfschmerzen. Sind Sie da noch gut gelaunt und fröhlich oder etwa genervt und schnell auf „180“?
Ich für meinen Teil nehme das genervte, schnell explodierende Verhalten für mich in Anspruch.
Genauso ergeht es vielen Hunden. Ein genauer Check beim Tierarzt und eine angemessene Schmerztherapie können bei Verhaltensproblemen den Weg für ein erfolgreiches Training und somit ein wieder glückliches Mensch-Hund-Team bereiten.
In meiner Hundeschule wurde mir ein Dobermann vorgestellt, der ohne „erkennbaren“ Grund hin und wieder „umkippte“ und schnappte. Im Laufe des Trainings kristallisierte sich heraus, dass er immer bei Regen oder kurz davor verhaltensauffällig wurde. Nach Check bei meiner Tierärztin stellte sich folgende Diagnose: Schwere HD, Spondylarthrose, Cauda-Equina-Syndrom und Arthrose.
Nach dieser Diagnose wunderte sich niemand mehr über sein Verhalten. Er wurde operiert und schmerztherapiert. In Kombination mit der Schmerztherapie und einem auf ihn zugeschnittenen Training ist er heute wieder ein fröhlicher Hund, der sein Leben und somit auch seine Menschen genießen kann.
Bei aggressivem Verhalten eines Hundes ohne genaues Abchecken der Hintergründe ein „Anti-Aggressionstraining nach Schema F“ anzufangen ist somit nicht nur fahrlässig, sondern regelrecht tierschutzrelevant. Ursachenforschung durch kompetente und erfahrene Fachleute, gerne in Zusammenarbeit mit einem Tierarzt ist somit unerlässlich, um aus Mensch und Hund wieder ein Team zu machen, das entspannt miteinander leben kann.