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Mrz 4, 2018
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Oje, ist mein Hund etwa dumm?

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Viele Menschen wünschen sich einen Hund, der schlau ist. Einer der gut lernt, dem man lustige Sachen beibringen kann, der zuverlässig auf menschliche Anweisungen reagiert, d.h. erfolgreich eine Fremdsprache lernt, um damit in der Lage ist, uns jeden Wunsch von den Lippen abzulesen.

Je schneller und einfacher der Hund es dem Halter macht, dessen Erwartungen zu entsprechen, desto häufiger bekommt der Hund das Attribut: Kluger Hund! Aber ist ein Hund, der nicht so „gehorcht“, wie sein Mensch es erwartet, automatisch dumm oder lernresistent?

Es haben sich einige kluge Köpfe den Kopf über die Intelligenz des Hundes zerbrochen. Man kam z.B. zu dem Schluss, dass der Border Collie an der Spitze stände –sozusagen die Intelligenzbestie unter den Hunden -, derweil der Herdenschutzhund eher zu den Minderbegabten zählte. Bedauerlicherweise verhält sich dieser Vergleich ungefähr so, als wolle man einen einheitlichen Parameter für Tomaten und Bananen entwickeln, der über die Gattung „pflanzlich“ oder „essbar“ hinausgeht, weil die rassespezifischen Eigenschaften, weswegen man den Hütehund bzw. den Herdenschutzhund selektierte, eine andere Zielsetzung inne haben: nämlich in Kooperation mit dem Halter eine Herde zusammenzutreiben bzw. eigeninitiativ und in Abwesenheit des Menschen zu beschützen.

Was ist Intelligenz?

Seit geraumer Zeit unterscheidet man den IQ  (Intelligenzquotient) vom EQ (Emotionale Intelligenz). Während der IQ unterschiedliche Fähigkeiten misst, die u.a. die Logik, die Auffassungsgabe bzw. Lernfähigkeit, die Reaktionsschnelligkeit, das abstrakte und strategische Denken, die Problemlösefähigkeit usw. betreffen, ist der EQ auf soziale Kompetenzen und Selbst-Bewusstsein ausgerichtet. Der EQ misst seinen Wert daran, in wie weit jemand sich in andere Hineinfühlen kann (Empathie), man erkennt, was die eigenen Gefühle und Handlungen beeinflusst (Reflexionsfähigkeit), ob man auf andere Einfluss nehmen kann (Manipulationsfähigkeit), sich in ein Team integrieren lässt (Anpassungsfähigkeit) und auch mal eigene Bedürfnisse zum Wohle eines anderen Lebewesens oder sogar einer ganzen Gruppe hinten an stellt (Altruismus = Selbstlosigkeit, Uneigennützigkeit).

Man kam zu dem Ergebnis, dass der EQ teilweise noch wichtiger, mindestens aber genauso wichtig ist, wie der IQ, weil soziale Kompetenzen für alle, die mit mehreren zusammenleben, das A und O sind, um überhaupt einen Gruppenverband erfolgreich zu gründen, aufrechtzuerhalten oder sich einem anzuschließen.

Egal, ob IQ oder EQ, beides ist wichtig, um eines zu sichern: das Überleben! Und jedes Lebewesen, das überlebt, ist intelligent genug, weil es das Ziel des Lebens erreicht hat, egal wie dumm oder schlau wir Menschen es auch bewerten mögen.

Woran erkennt man denn, ob ein Hund intelligent ist?

Man sollte sich grundsätzlich mal die Frage stellen, welchen Maßstab man an dem Hund ansetzt, um zu dem Ergebnis zu kommen, dass er intelligent ist oder eben nur „schlicht“. Und leider begehen Menschen den Fehler, menschliche Maßstäbe am Hund anzusetzen. Und plötzlich sind wir beim Thema Vermenschlichung.

Es ist also wichtig, dass man sich am Lebewesen „Hund“ orientiert und nicht am Menschen. Sind wir denn wirklich zwangsläufig intelligenter, weil wir einen PC oder ein Auto bedienen und ein Buch lesen können?

Wenn Intelligenz (IQ und EQ) bedeutet, das eigene Überleben zu sichern, dann hat der Hund den „Test“ allemal bestanden. Denn ihm ist es gelungen, sich an unsere Maßstäbe anzupassen, obwohl er garantiert bis zum heutigen Tage nicht versteht,

 …wieso man einen mobilen Metallklotz benötigt, um Löcher zu buddeln. (Der Hund benutzt dazu seine Pfoten!),

 …es unter Strafe gestellt wird, die Auslegeware zu zerfleddern. (Für den Hund eine logische Folge, wenn er gerade nichts anderes zur „Pfote“ hat und er das Bedürfnis verspürt, an etwas zu nagen!)

 …man für einen Fetzen Papier etwas Leckeres in Tüten erhält und dann heimschleppt. (Noch unverständlicher für den Hund, der sich normalerweise in der Natur selbst bedienen würde und Ihnen vielleicht sogar etwas von diesem tollen, blutenden Stück abgeben würde, obwohl Sie nur faul am Wegesrand standen und zusahen, wie der Hund sich einen Wolf jagte.)

Ich wette, dass auch Ihr Hund intelligent ist…manchmal muss man nur genau hinschauen!

autor_michaela_gutekunst

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