Immer wieder werden mir Hunde vorgestellt, die augenscheinlich ein Problem haben, alleine zu bleiben. Auch wenn sie es vom Welpenalter an gelernt haben. Man verlässt kurz das Haus um eine Kleinigkeit zu erledigen, war zuvor extra mit dem Hund draußen, hat ihn wahrscheinlich noch im Park mit seinen Kameraden toben lassen und denkt, der Hund ist jetzt müde, ich kann mal kurz das Haus verlassen. Scheinbar hat man an alles gedacht und alles richtig gemacht.
Kommt man dann wieder Nachhause, hält unser Hund eine Überraschung parat. Der Teppich ist zernagt, die Tapete hängt in kleinen Streifen von der Wand oder die Tür ist zerkratzt. Natürlich ist das ein Ärger für jeden Hundehalter. Allerdings haben unsere vierbeinigen Freunde noch mehr zu bieten, vom Bellen, übers Heulen, oder vor lauter Frust vom Koten in den eigenen vier Wänden. Einige springen auch permanent gegen die Eingangstür, andere leeren den Mülleimer.
Schnell entsteht der Eindruck, „ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf dem Tisch“!
In erster Linie ist das ärgerlich, hat man doch so gut vorgesorgt!
Außerdem erkennt man ein angebliches „schlechtes Gewissen“ bei unseren Vierbeinern, der Halter schließt die Tür auf und sagt wahrscheinlich als erstes „was ist denn hier passiert?!“ Der Hund sitzt dann im Chaos und sieht so aus, als ob es ihm leid täte, was er da angestellt hat. Zieht wahrscheinlich die Rute ein, leckt sich übers Maul und kommt in geduckter Stellung zu uns hingeschlichen.
Klar hat er ein schlechtes Gewissen, warum sollte er sich sonst so verhalten.
Hunde sind nicht zum allein lassen geschaffen
Für viele Hunde ist das „Alleine lassen“ ein echtes Problem. Aus der Sicht unserer Hunde, sagt kein Hund zum anderen: „Ich geh mal eben einkaufen, bin gleich wieder da.“ Ein RUDELTIER ist nicht zum alleine lassen geschaffen, man muss ihn nach und nach dran gewöhnen. Bei einigen Hunden kann man von Platz- und Verlassensangst sprechen.
Wenn wir als Rudelmitglied das Haus verlassen, versucht der Hund durch irgendeine Möglichkeit hinterher zu kommen. Doch Tür und Fenster sind zu. Schon bricht Stress und Panik aus, bei vielen Beobachtungen fängt der Hund an hin und her zu laufen, dann kommt das Bellen und winseln dazu. Um sich da wieder selber rauszuholen, fängt er an, was anzunagen.
Das liegt in der Natur der Hunde. Kauen entspannt, den Hund genauso wie den Menschen, für uns gibt es Kaugummi. Gerade in hektischen Situationen, hilft uns unbewusst, ein Kaugummi durch die Situation, unseren Hunden geht es da nicht anders.
Nur müssen dann unsere Schuhe oder die Wandleiste dran glauben.
Wenn der Hund nichts kaputt macht, dann bellt er in einer Tour. Das bellen wird wahrscheinlich mal vom einem Jaulen abgelöst, was den Nachbarn nicht weniger stört.
Das alleine lassen beibringen
Hier liegt es an uns, den Hund das „Alleine bleiben“, so sanft und konsequent wie möglich beizubringen. Eine Möglichkeit ist es, in sehr kurzen Atapen, das „Alleine lassen“ zu üben, ich spreche hier je nach Charakter und Alter von 2 Minuten. Diese zwei Minuten sollten so positiv wie möglich für unseren Hund gearbeitet werden, das heißt: das „Alleine lassen“ soll eine schöne Zeit sein.
Bieten Sie Ihren Hund etwas Artgerechtes zum Kauen an, verstecken Sie Leckerlies und legen Sie ihm ein Spielzeug hin, mit dem er bedenkenlos, ohne Ihre Aufsicht, spielen kann. Er sollte auch vorher noch mal die Möglichkeit haben, sich zu erleichtern. Seien Sie sicher, dass alle Gefahrenquellen (Mülleimer, Stromkabel, …) beseitigt sind.
Dann geht es los, man sollte nicht zu viel aufsehen um das Verlassen der Wohnung machen. Ein kurzer Abschied ist da schon hilfreich, „Tschüss“, oder „schön lieb sein“ sind da ausreichend. Hier kommt es auch auf den Charakter des Hundes an. Einige Verkraften das gut, wenn man sich rausschleicht, andere hingegen erschrecken sich und werden dann unsicher. Sicher ist, man sollte keinen langen, schmerzhaften Abschied absolvieren.
Jetzt kommt es drauf an, in dieser Situation lernt der Hund die Situation positiv oder negativ zu verknüpfen. Warten Sie vor der Tür ein bis zwei Minuten und achten Sie bitte drauf, dass Ihr Hund nicht bellt, wenn Sie die Wohnung betreten. Denn schnell lernt er: „Wenn ich laut genug belle, kommt meine Familie zurück“, aus der Sicht des Hundes hat sich das Verhalten gelohnt und wird es vermutlich festigen.
Aber Ihr Hund soll lernen: “Wenn ich ruhig bin, dann kommt meine Familie zurück!“
Nutzen Sie bitte die Phase der Ruhe und gehen dann in Ihre Wohnung, Ihr Hund wird kurz begrüßt, hier ist weniger mehr, ein liebsten ein kurzes „Hallo“ und Sie gehen Ihrer gewohnten Tätigkeit weiter. So machen Sie nichts Besonderes aus der Situation (sie wird alltäglich) und Ihr Hund hat ohne Stress gelernt, Sie kommen auf jeden Fall zurück.