Durch moderne Lerntheorie und Wissenschaft ist diese Frage eigentlich längst geklärt: stressfreies, freudiges Lernen ist nachhaltig und sinnvoll.
Druck und (Leistungs)stress kontraproduktiv für den Lernerfolg. Stress macht „dumm“, lässt Wichtiges vergessen. Immer das gleiche lässt nicht nur uns sondern auch unsere Hunde unaufmerksam werden und abstumpfen. Zu viel an Input überfordert den Lernenden, wirklich verarbeitet wird Gelerntes in den Pausen. Gut lernen kann Hund nur wenn seine Grundbedürfnisse erfüllt sind, sprich: er gesund, nicht hungrig, nicht müde und nicht durstig ist, keine Schmerzen hat und auch sonst nichts seine Aufmerksamkeit und Energie zu sehr beansprucht.
Treibball
Ich mag Treibball. Auch wenn es nicht der Sport ist den man im Handumdrehen lernt (bis auf ganz wenige Ausnahmen die aufgrund von Vorerfahrung und Genetik zu denen gehören die von selbst wissen wie der Ball läuft). Ich mag Treibball weil die Hunde dabei so unendlich viel lernen und dabei auch noch Spaß haben. Man nehme eine Prise Teamgeist, gespickt mit einer gehörigen Portion Spielfreude und Motivation, einen Esslöffel Gehorsam und einen Schöpflöffel Impulskontrolle, einen halben Liter Freude daran mit Teampartner Mensch zusammen zu arbeiten und beinahe fertig ist das perfekte Gericht um Hunden das allermeiste was man auch im Alltag möchte bei zu bringen- sei es das Stoppen an sich weg bewegenden Objekten (Hase, Ball…), Aufmerksamkeit und Zuhören, Targettraining (auf eine Decke oder Matte gehen und auf dieser zu verweilen bis man dran ist), warten, sich zurück halten, parallel zu arbeiten, anderen zuschauen wie sie Spaß haben und es aushalten lernen, nach links, rechts, hinten, dahinter, rundum, drüber geschickt werden…und vieles mehr. Und beim Halter? Konsequenz, Geduld, Kommunikation, Klarheit der (Körper)Sprache, Kennenlernen des eigenen Hundes und seiner Vorlieben, Durchhaltevermögen (auch Durststrecken wollen bewältigt werden), aber eben auch Abwechslung und Freude an ungewöhnlichen Aufgaben. Es geht für Hunde mit Handicaps als auch für Menschen die nicht super fit sind. Einer meiner ältesten Hunde im Team ist taub, ein zweiter seit kurzem erblindet. Für mich ist Treibball einer der sinnvollsten Beschäftigungsmöglichkeiten und eine der besten Methoden einen Allrounder auszubilden
Tricks
Ich mag auch Tricks, denn dabei lernen Hunde sehr auf ihre Menschen zu achten, Selbstwirksamkeit und Selbstvertrauen zu entwickeln, die wiederum so enorm wichtig sind in Situationen die verunsichern können. Trickarbeit mit ihren vielen Formen und Utensilien, ihren raschelnden, ungewöhnlichen Materialien und zweckentfremdeten Alltagsutensilien, wie zum Beispiel einem Regenschirm, steht dem herkömmlichen Umwelttraining in den meisten Bereichen um nichts nach. Ins Gelände verlegt sind Trickkurse letztlich nichts anderes als Umwelttraining und Desensibilisierung mit Spaßfaktor, die wenn richtig aufgebaut, Ängste gar nicht erst aufkommen lassen. Tricks ausprobieren und einzustudieren versetzt Hundehalter zurück in ein Gefühl vergangener Kindheitstage – ins unbefangene Spiel, wo man über Fehler einfach lachen konnte.
Bodenarbeit
Ich mag alle Variationen von Bodenarbeit, denn innere Balance ist wichtig um Gleichgewicht halten zu können- und umgekehrt führt das konzentrierte Training an Stangen, Parkur und diversen Bodenbeschaffenheiten zu vermehrter (innerer) Sicherheit und Stabilität. Entschleunigung ist dabei ein wichtiger Aspekt: hier geht es tatsächlich nicht ums schnelle Überwinden von Hindernissen sondern um das bewusste Wahrnehmen des eigenen Körpers, der Hinterhand, der Pfoten. Und dem Hund die Zeit zu geben sich selbst und seine Fähigkeiten zu entdecken.
Mantrail
Ich mag Mantrail, vor allem für Hunde mit Bedenken in der Annäherung an fremde Menschen. Für sie kann diese Form der Nasenarbeit mehr für das entspannte Miteinander beitragen als vieles andere an verhaltenstherapeutischen Maßnahmen. Warum das so ist, ist leicht erklärt. Der Hund bekommt die Zeit die er braucht um selbst zu entscheiden wann er wie nahe an die gesuchte Person heran gehen will und wie er sie anzeigen möchte. Jede Annäherung an Fremdpersonen wird bald zum lohnenden Verhalten und deshalb auch gerne und öfter gezeigt. Für viele Hunde ändert sich tatsächlich eine Welt- sie wird zu einem freundlicheren, schöneren Platz, an dem man sich auch mit Fremden sicher fühlen kann und darf. An dem die eigenen Bedürfnisse gesehen und anerkannt werden und man die Zeit bekommt die man benötigt- mit Spaß versteht sich. Mensch darf dabei ganz das Ruder aus der Hand geben und so zu einer völlig neuen Erfahrung gelangen: dem hundertprozentigen Vertrauen in die Hundenase.
Ich bin der Ansicht, dass einzig und allein Training das beiden, Mensch und Hund Spaß macht, sinnvoll ist. Genießen Sie doch einfach die gemeinsame Zeit mit sinnvollem Training und vertrauen Sie darauf, dass Sinn macht was Spaß macht. Denn sogar das ist wissenschaftlich gut untersucht: gemeinsame Freude erleben, also mit Spiel und Spaß bei der Sache sein fördert die Ausschüttung des Bindungshormons Oxytocins bei Mensch und Tier- und das wiederum stellt die Grundlage einer harmonischen Beziehung dar.