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Mrz 3, 2018
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Rutenhaltung – Bertiegeschichte

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Hallo liebe Freunde des wedelnden Hundes,

na, da haben aber einige mal wieder ziemlich richtig gelegen mit Ihren Vermutungen. Kein Wunder, haben mir doch ausschließlich nur meine Kollegen geschrieben. Vielen Dank an Bille, Paul, Susi, Connor, Bart, Rufus, Kalle und Maja, die mir auch wichtige Tipps und Anregungen für die weiteren Folgen geliefert haben.

So, jetzt aber zu meinem kleinen Rätsel. Die Frage lautete: Ist es richtig, dass ein Hund der mit dem Schwanz wedelt, immer nur Gutes im Schilde führt, also immer freundlich gesonnen ist.

bertieNatürlich ist das nicht so! Wir Hunde wedeln aus den unterschiedlichsten Gründen und in den unterschiedlichsten Formen. Es ist also nicht entscheidend, dass wir wedeln, sondern vielmehr, wie wir das tun. Das Wedeln drückt fast immer auch unsere Stimmung aus. Beschreiben könnt Ihr das am besten mit ganz vielen „Wie-Wörtern“. Wir können stolz, hektisch, vorsichtig, ängstlich, draufgängerisch, böse, (un-) entschlossen, mutig, nervös, interessiert, bestürzt und sogar traurig wedeln.

Aber, ich hatte euch ja schon gesagt, dass Ihr niemals nur unsere Rute allein betrachten dürft und dass Ganze dann immer damit in Zusammenhang setzen müsst, womit wir gerade in diesem Moment beschäftigt sind. Das ist natürlich nicht einfach – vor allem deshalb, weil Ihr ja ein bisschen langsam seid. Aber, wenn Ihr euch gut konzentriert, dann könnt Ihr es schaffen. Natürlich müsst Ihr dazu erst einmal unsere Sprache lernen. Dabei habt Ihr einen großen Vorteil: Wir Hunde können nämlich nicht lügen. Noch nicht einmal ein bisschen flunkern. Was wir sagen, ist immer ehrlich. Also von unserer Warte aus betrachtet, nicht was Ihr so da drüber denkt.

Wenn ich z.B. die Wurst vom Tisch vertilgt habe und ein paar Minuten später Meiner zur Tür hineinkommt, dann wedele ich freudig mit meiner Rute, weil ich mich freue ihn wieder zu sehen und nicht weil die Wurst lecker war. Und wenn er dann sauer reagiert, dann ziehe ich nicht den Schwanz ein, mache mich klein und fahre mir immer wieder schnell mit meiner Zunge über die Lippen, weil ich (genau) weiß, warum er so sauer ist! Sondern nur deshalb, weil ich ihn besänftigen möchte. Weil ich ihm durch mein Verhalten zeigen möchte, dass ich keine Bedrohung für ihn bin. Ich möchte einfach, dass er nicht mehr sauer ist. Sonst nichts!

Das so zu sehen, ist für euch Menschen sehr schwer, weil Ihr ja dauernd irgendwas in unsere Gesten und Handlungen hinein interpretieren wollt oder müsst. Aber da überschätzt Ihr uns Hunde einfach. Wir können nämlich nicht interpretieren und kombinieren. Wir können nur agieren und reagieren. Ist unser Mensch sauer, verhalten wir uns entsprechend. Ganz egal ob wir nun wissen, warum er sauer ist oder nicht. Und zwar pauschal. Egal ob wir Wurst gegessen haben, oder Ihr einfach nur schlechte Laune habt, weil mal wieder der Sprit teurer geworden ist. Für uns macht das keinen Unterschied.

Oh, je! Jetzt habe ich mich schon wieder verquatscht. Also schnell zurück zur Rutenhaltung …

Auf dem Foto, das ich mir von der Hundeschule WIR2 gemopst habe, seht Ihr im Vordergrund zwei Welpen. Links, das ist Jack, ein Golden Retriever und rechts seht Ihr Keoma, einen Border-Mix. Bis kurz vor dem Bild hatte Jack die Rute noch hoch erhoben und nur die Spitze wedelte sachte aber bestimmt und eher langsam, weil er sehr angespannt war und sich auf den folgenden Angriff konzentrierte. Keoma trug zu diesem Zeitpunkt seine Rute eher unauffällig hinter sich her und wedelte leicht, weil er da im Gras etwas Interessantes erschnuppert hatte. Jetzt hat Jack sich entschlossen, seinen Angriff zu starten und setzt zum Sprung an. Keoma hat den Angreifer bemerkt und ist dabei seine Rute zu heben, was seine erhöhte Wachsamkeit anzeigt. Aber schon im nächsten Moment senkt sie sich wieder und er lässt sie nach links ausschlagen, damit er sich zu Jack umdrehen kann, ohne dabei umzufallen. Außerdem könnt Ihr bei genauem Hinschauen erkennen, dass Keomas Rückenhaare etwas hochstehen, weil er sich erschreckt hat und fürchtet, von Jack überrumpelt zu werden. Jack wiederum hat seine Rute nach hinten gestreckt und lässt sie Kreise drehen, um bei dem schwierigen Sprung nicht auf die Schnauze zu fallen. Den beiden geht es übrigens noch sehr gut. Es war nur ein Spiel unter gut gelaunten Welpen während der Welpenspielstunde bei WIR2.

Und wenn Ihr ganz genau hinschaut, seht Ihr den alten Do-Khyi Vince auf der anderen Seite des Zaunes. Er hat etwas im Gras entdeckt und zeigt sein Interesse daran, durch mäßiges Wedeln und eine leicht erhobene Rute an, die er sonst in einem Kringel auf seinem Rücken mit sich herumträgt.

Euer Bertie

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© Hundeschule WIR2 |  Autor: Ralf Lindner | Vervielfältigung nur zum privaten Gebrauch | Veröffentlichung in jeglicher Form nur nach schriftlicher Genehmigung | Mehr zu „Bertie“ findet Ihr auf www.bertie-der-terrier.de und www.hundeschule-wir2.de

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