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Mrz 2, 2018
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Pfotensignale – Bertiegeschichte

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Oh, liebe Leute,

Ihr glaubt ja gar nicht, was wir noch alles mit unseren Pfoten „sagen“ können. Da hab ich mich aber schön auf was eingelassen. Wie soll ich euch bloß all die Gesten erklären? Ihr wisst ja: Der Herr Redakteur ist so was von knausrig mit dem Platz für meine Worte, dass ich mir schon ganz genau überlegen muss, was ich besser weglasse. Puh!

bertieWo waren wir doch gleich noch stehen geblieben? Ach ja, auf meinen Pfoten! Das ist ja einfach. Ein wichtiges Signal ist das Kratzen mit der oder den Pfoten. Fangen wir mal mit einer an. Nämlich mit einer meiner Hinterpfoten, mit der ich mich urplötzlich am Ohr oder sonstwo kratzen muss. Dann kann natürlich ein Floh oder eine Ameise oder irgendein anderer Quälgeist die Ursache dafür sein. Kann! Muss aber nicht. Es könnte z.B. auch sein, dass ich gerade voll den Stress habe. Dann kratze ich mich nämlich, wie es scheint,  völlig unmotiviert. Meiner sagt, das gäbe es bei Menschen auch. Ich kann das natürlich nicht beurteilen, aber ich weiß, dass Meiner sich gerne mal am Kopf kratzt, wenn er über einem Problem hockt und nicht so recht weiter weiß. Sei’s drum. Wir Hunde kratzen uns auf jeden Fall gern, wenn uns eine Situation knifflig erscheint. Oder wir schütteln uns, bzw. machen erst das eine und dann das andere.

Aber wir kratzen ja nicht nur an uns herum, sondern scharren auch gerne mal in der Erde. Machen wir das nach dem Pinkeln oder nach dem – Ihr wisst schon was ich meine …, dann gingen die Leute von der Hundedeuterstaffel lange Zeit davon aus, dass das eine dominante Geste sei. Sie meinten, wir würden das tun, um unsere Duftstoffe besser zu verteilen. Jungs, da muss ich euch leider enttäuschen. Das ist wieder so ein Märchen, auf das nur Menschen kommen können. Wenn ich möchte, dass meine Duftmarke jedem sofort auffällt, dann versuche ich sie erstens einmal möglichst hoch zu setzen. Wer lacht da über einen kleinen Terrier? Pass mal auf, du! O.K. manchmal muss ich ein wenig Akrobat spielen, aber ich weiß mir auch anders zu helfen. Z.B. kann ich meine Marke dort anbringen, wo es sowieso schon etwas höher ist. Und ich kann sie gezielt auf eine kleine Stelle setzen. Und das ist genau der Punkt. Je mehr von meinen Duftstoffen ich auf möglichst kleinen Raum verteile, desto intensiver und länger riecht es. Scharre ich meine Marke nach dem Setzen aber sofort zu, bzw. weg, dann hält sie sich nur sehr kurz und fällt auch nicht mehr so sehr auf, weil sich die Duftmoleküle auf einer großen Fläche verteilen und deshalb schneller verflüchtigen. Ihr könnt da jetzt alles Mögliche hinein interpretieren. Sogar, dass ich meine Marke durch das Kratzen verstecken möchte, aber damit würdet ihr auch nicht des Pudels oder besser des Terriers Kern treffen. Ich verteile und kratze auf jeden Fall immer dann, wenn ich gerade auf Hochtouren laufe. Und dabei ist es egal, ob ich mich gerade besonders freue oder mich tierisch aufgeregt habe. Genau das Gleiche gilt übrigens für das Buddeln. Ein buddelnder Hund steht sehr oft unter starkem Stress oder er hat gelernt, dass man nur so Aufmerksamkeit von seinen Leuten bekommen kann. Eine Ausnahme bildet da allerdings der Rasputin. Rasputin ist ein 8 Jahre alter Golden und wenn der an der Ruhr buddelt kommt er fast immer ein paar Minuten später mit mindestens einer erlegten Maus oder einem Hasenbaby an. Sehr zur Freude der umstehenden Damen, versteht sich.

Uups, jetzt hätte ich fast vergessen euch das mit dem Auflegen der Pfote zu erklären. Fangen wir mal unten an. Pfote auf einen Ball, einen Stock oder ein Spielzeug gestellt und gerade hingestellt mit festem Blick und durchgestreckten Gliedern, heißt: Selbstsicheres und provokantes präsentieren einer Beute. „Komm doch und hol sie dir , wenn du dich traust!“

Das Auflegen der Pfote auf den Rücken eines Kontrahenten hat eine ganz ähnliche Bedeutung: „Ich bin stärker als du. Wenn du es nicht glaubst, beweise ich es dir!“ Dabei kann es durchaus spielerisch zugehen. Meistens sogar. Aber eben nicht immer. Und wenn nun einer der beiden meint, dass es kein Spiel ist, dann geht es nach dieser Geste auch gerne mal handfest zur Sache. Vielleicht habt Ihr das ja schon mal beobachtet.

Führt ein Hund diese Geste bei einem Menschen aus und bedrängt ihn dabei auch noch oder steigt gleich mit beiden Vorderbeinen auf seinen Schoss, dann könnt Ihr euch jetzt sicher vorstellen, was er damit meint. Leute, das ist nicht so lustig, wie es aussieht, das könnt Ihr mir glauben. Wohlgemerkt, ich meine damit nicht unbedingt das Anspringen. Das kann auch unverschämt gemeint sein, muss es aber nicht. Aber wenn ein Hund auf Knie oder Schoss aufsteigt und diese Geste mit weiteren offensiven Merkmalen verbindet, dann wird es Zeit ihm ein wenig Erziehung angedeihen zu lassen! Aber allerhöchste Zeit.
Euer Bertie

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© Hundeschule WIR2 |  Autor: Ralf Lindner | Vervielfältigung nur zum privaten Gebrauch | Veröffentlichung in jeglicher Form nur nach schriftlicher Genehmigung | Mehr zu „Bertie“ findet Ihr auf www.bertie-der-terrier.de und www.hundeschule-wir2.de

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