Hallo Ihr lieben Zungenbeobachter,
Ihr habt sicher schon sehnsüchtig auf die Fortsetzung gewartet und wollt jetzt sicher wissen, ob ich das angemahnte Leberwurstbutterbrot auch bekommen habe. Es war sehr lecker – ich habe mir noch auf dem ganzen Nachhauseweg das Maul geleckt. Übrigens sind Emails, die mich darauf hinweisen sollen, dass Leberwurst für Hunde ungesund ist, völlig fehl am Platz. Die liest sowieso nur der Redakteur und der braucht das gar nicht zu wissen. Schließlich sind Schnäpschen, Bierchen, Cola, Sahnetorten und all die anderen Leckereien auch nicht das Optimum für Menschenkörper. Aber trotzdem ist das lecker und lecker muss auch mal sein.
Aber, ich wollte euch ja noch mehr von unserem Maul erzählen. O.K., dann machen wir doch mal den Rest Zunge fertig: Immer dann, wenn Ihr unsere Zunge besonders gut sehen könnt, dann wird das von recht lauten Atemgeräuschen begleitet, auf die Ihr natürlich wieder mehr achtet, als auf das eigentlich wichtigere – sichtbare – Zeichen. Das ist nämlich das Herausstrecken der Zunge. Wohlgemerkt herausstrecken und nicht heraushängen. Das nennt man Hecheln und unsere Zunge hängt nicht etwa so einfach aus unserem Maul, sondern wir strecken sie absichtlich weit heraus, damit möglichst viel Luft an ihre Oberfläche gelangen kann. Das unterstützen wir dann noch durch schnelles Atmen, um den Luftstrom zusätzlich zu erhöhen. Allerdings geschieht auch das nicht bewusst, sondern wir können diesen Vorgang überhaupt nicht beeinflussen. Trotzdem hat das Hecheln natürlich einen Grund und der ist erst einmal ganz einfach, aber auch wieder schwierig zu erklären, ohne dass die Gefahr besteht, dass Ihr auf die falsche Fährte gelangt.
Hecheln als Stressreaktion
Egal, ob wir uns riesig freuen, tierische Panik schieben, schreckliche Schmerzen haben oder uns so sehr verausgaben, dass uns die Zunge buchstäblich zum Hals heraus hängt: Auf all diese Umstände folgt immer die gleiche „Stressreaktion“ unseres Körpers: Das Hecheln. Es dient unter anderem dazu unsere Lungen mit (mehr) Sauerstoff zu versorgen, welcher dann durch das viel stärker als normaler Weise pumpende Herz im ganzen Körper verteilt wird. Und es dient dazu unser rauschendes Blut und damit auch die gesamte Körpertemperatur herunter zu kühlen. Denn, anders als Ihr Menschen, haben wir Hunde nur fünf Stellen an unserem Körper, an denen Flüssigkeit verdunsten und somit für Abkühlung sorgen kann. Das sind die Ballen an unseren vier Pfoten und eben hauptsächlich unsere Zunge. Hinzu kommt noch unser enormer Bedarf an frischem Wasser in solche Situationen, der erst einmal auf die Verdunstung und somit auf das Fehlen von Flüssigkeit im Körper zurückzuführen ist. Aber auch die abkühlende Wirkung des Wassers auf den gesamten Organismus darf man nicht unterschätzen.
Euer Bertie
Wichtig für euch ist nun, dass Ihr auf jeden Fall wisst, dass das Hecheln ein ganz wichtiges Stresssymptom ist. Wenn euer Hund hechelt, dann solltet Ihr immer nach dem Grund forschen. Ist er vorher gerannt wie der Teufel, dann besteht kein Grund zur Sorge, auch ein großer Schreck oder eine für ihn brenzlige Situation bietet im Hinblick auf das Wohlbefinden eures kleinen Lieblings keinen direkten Anlass zur Sorge. Genauso, wie sehr heißes Wetter. Wenn, ja wenn das Hecheln nicht zu lange anhält und er nicht vorher, auch nur für einen Moment, besonderer Hitze ausgesetzt war. Gerade ältere Hunde kommen damit nicht gut zurecht und es besteht die Gefahr eines Hitzschlages. Passt das Hecheln nun gar nicht zu den äußeren Umständen, also hat euer Hund sich nicht großartig bewegt und keine Aufregung erfahren und hechelt trotzdem lange und anhaltend, dann stimmt etwas nicht mit ihm und Ihr solltet lieber mal einen Weißkittel um Rat fragen. Vielleicht fühlt er sich nicht gut oder er hat evtl. sogar große Schmerzen und hechelt deshalb. Glaubt mir bitte: damit ist nicht zu spaßen!
Wo wir gerade bei Spaß sind, da fällt mir ein, dass Meiner mir versprochen hat heute mit mir auf meine Lieblingswiese zu gehen. Und da werde ich mir mit meinen Kumpels mal wieder so richtig die Lunge aus dem Hals rennen und danach hecheln, was das Zeug hält. Und das ist auch gut so.
© Hundeschule WIR2 | Autor: Ralf Lindner | Vervielfältigung nur zum privaten Gebrauch | Veröffentlichung in jeglicher Form nur nach schriftlicher Genehmigung | Mehr zu „Bertie“ findet Ihr auf www.bertie-der-terrier.de und www.hundeschule-wir2.de