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Mrz 3, 2018
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Hundehalfter – Bertiegeschichte

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Halte sich, wer kann!

Hallo liebe Leute,

wie versprochen habe ich Peggys Hal … – jetzt hab ich es schon wieder gesagt. Hundehalfter, wollte ich es doch nennen. Ja, das habe ich getestet. Zunächst einmal fand ich das ganz angenehm auf meiner Schnauze, weil es noch so schön nach Peggy roch. Aber schon bald begann der Ernst des Lebens!

Für alle, die noch nicht wissen, was ein Hundehalfter ist und wie es funktioniert, will ich es erst einmal beschreiben: Es ist aus dünnem Nylon gearbeitet und besteht im Wesentlichen aus zwei miteinander vernähten Schlaufen. Die eine dient als Befestigung an meinem Hals. Die andere wird über meine Schnauze gezogen. Am unteren Ende dieses Schnauzenriemens befindet sich ein Ring, an dem die Leine befestigt wird. Wenn Meiner nun an der Leine zieht, wird der Riemen über meiner Schnauze enger. Das wirkt quasi zweifach. Zum einen wird behauptet, dass dieses Engerziehen den Schnauzengriff simuliert, den wir Hunde auch in einer Auseinandersetzung gegen einen vermeintlich Rangniedrigeren benutzen. Da bin ich mir allerdings nicht sicher, ob wir Hunde erkennen, was das Hundehalfter da zu simulieren versucht, aber sei’s drum. Zum Anderen wird der Hundekopf in Richtung des Leinenhalters gezogen und somit eine gewisse „Aufmerksamkeit“ erzwungen, bzw. das Fixieren eines bestimmten Zieles verhindert.

bertieSo, jetzt aber los! Zunächst hat Meiner mal wieder das System nicht ganz verstanden und hat die Leine nur am Hundehalfter befestigt. Dabei weiß doch jedes Kind, dass nur ein Ende der Leine daran fest gemacht wird. Das Andere gehört ans Halsband oder Geschirr! Denn mit dem Hundehalfter wird nur in der Horizontalen – das ist rechts und links – geführt. Für die Vertikale – also in erster Linie gegen das Ziehen – eignet es sich nur insofern, dass der Hundekopf zur Seite gezogen wird und der Hund somit die Richtung verliert.

Als wir das dann endlich geklärt hatten, trottete Meiner wie immer neben mir her. Ich dachte mir schon: „Super, ist doch alles wie immer. Geht doch!“ Aber ich hatte die Rechnung ohne Frau Neu gemacht. Die fiel nämlich gerade aus der Tür, als wir vorbei kamen. Meiner eilte ihr natürlich mit einem Hechtsprung zur Hilfe. Leider vergas er dabei die Leine los zu lassen. Mein Kopf wurde herumgerissen als wenn ich gar keinen Hals hätte. Unter dem Schleudertrauma leide ich heute noch.

Natürlich versuchte ich alles um aus dem Ding zu entkommen und wehrte mich so heftig, dass der Riemen mir durch das Fell ins Fleisch schnitt.

Das war schon echt heftig. Das gönne ich noch nicht einmal meinem schlimmsten Feind, das könnt Ihr mir glauben. Und das Schärfste war, dass es Meinen überhaupt nicht interessierte, wie es mir ging. So war es Frau Neu, die sich, nachdem er Ihr auf die Beine geholfen hatte, nach meinem Befinden erkundigte. „Och, dem geht´s gut”, meinte Meiner beiläufig. Von wegen! Das sagte mein Blick wohl auch. Frau Neu nahm mich sofort auf den Arm und fragte Meinen auch, was das denn für eine Montur sei und ob das ein Maulkorb wäre. “Nein, nein. Das ist nur ein Hundehalfter und wir testen das für die Zeitung. Nicht wahr, Bertie?” säuselte er. Ich hätte ihm am liebsten ins Bein gebissen, aber ich bin halt zu gut erzogen. Außerdem hatten die Streicheleinheiten von Frau Neu– sie kennt diese eine Stelle hinter meinem linken Ohr – mich schon wieder einigermaßen besänftigt. Der Rest des Spaziergangs war denn auch recht easy. Wenngleich ich immer auf der Hut war, ob Meiner nicht noch einmal so einen Seitensprung riskiert.

Naja, also zum Üben mag ein Hundehalfter ja gut sein, aber für den Alltag ist es echt ungeeignet. Es erfordert höchste Konzentration vom Leinenhalter. Und daran hapert es meist ja sowieso schon. Außerdem erfordert es eine kundige Hand, die den Leinenhalter anleitet, wie er denn mit dem Halfter umzugehen hat. Dann und nur dann, kann ein Hundehalfter helfen, das Kräfteverhältnis ein wenig zu Gunsten des Leinenhalters zu verändern, damit ein eingermaßen entspanntes Üben möglich wird. Ohne Anleitung und ohne Konzentration geht der Schuss aber mit ziehmlicher Sicherheit nach hinten los. Der Hund wird sich nur wehren und versuchen, das blöde Ding los zu werden.

Somit bleibt euch leider auch und gerade mit dem Hundehalfter der Weg zu einer guten Hundeschule nicht erspart. Ein guter Trainer kann einschätzen, ob Ihr denn nun wirklich solch ein Hundehalfter braucht, um die Kontrolle über euren Hund zu erlangen und euch den Umgang damit genau erklären. Ohne Training läuft es dann auch mit Halfter sowieso nicht. Oder soll euer kleiner Liebling das Ding etwa sein Leben lang tragen, nur weil Ihr zu faul seid mit ihm zu üben?

Euer Bertie

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© Hundeschule WIR2 |  Autor: Ralf Lindner | Vervielfältigung nur zum privaten Gebrauch | Veröffentlichung in jeglicher Form nur nach schriftlicher Genehmigung | Mehr zu „Bertie“ findet Ihr auf www.bertie-der-terrier.de und www.hundeschule-wir2.de

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